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Einzelgeschichten über bekannte Personen der Hofer Meggen

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Alois Hofer (7.35.1) *1787 bis +1865

Ausschnitt aus dem Tagebuch von Fridolin Hofer (8.67.11)
«In meiner Jugend hörte ich vom sogenannten Hofer Jösti Wisel, einem meines Geschlechtes, der den Napoleonischen Feldzug nach Russland mitgemacht, gar manches erzählen. Er war ein sehr rauhaariger Geselle, und es lag kein Grund vor, seiner Versicherung, dass er bei Plünderungen nicht der letzte gewesen wäre, weniger zu glauben als der Behauptung, er habe sich auf der Flucht vor den Russen einst nur dadurch retten können, dass er sich drei Tage und Nächte lang in einer Kloake verborgen hielt. – Zur Zeit der Mediation brauchte sich einer bei nächtlichen Gelagen nicht besonders hervorzutun, um von den Werbern arretiert und unter die 16'000 Schweizer, den Tribut der Eidgenossenschaft an den allmächtigen Korsen, gesteckt zu werden. Als sich unser Jösti Wisel, der mit seiner überragenden, hageren Gestalt zum Grenadier wie geschaffen schien, nicht mehr sicher fühlte, stellte er sich in Luzern den Werbern freiwillig. Kaum aber hatte er das Handgeld in der Tasche, so machte er sich damit aus dem Staub und wiederholte das Schelmenstücklein in anderen Kantonen so oft, bis er es für geraten fand, bei Nacht und Nebel sein heimatliches Meggen aufzusuchen, wo er sich in einem alten Tätschhaus neben der Habsburg am See verborgen hielt. Dass der Vogel nur schwer zu fangen war, mag man aus folgendem Bravourstücklein kurz vor seiner Verhaftung ermessen: Eines Tages sieht er einen Polizisten auf besagtes Häuschen zuschreiten. Er ahnt nichts Gutes und flüchtet sich auf den Dachboden. Nur zu bald hat er die Gewissheit, dass er verraten ist, denn der Mann des Gesetzes stapft polternd von Gelass zu Gelass. Schon knackt die Kammerstiege unter seinen Tritten. Wisel, nun bist Du ein verlorener Mann. Gefangen, gefangen! Nein, noch steht ein ganz schmales Türchen der Hoffnung offen. Wie ein Marder schlüpft er durch die Dachluke, stürzt sich vom Dachrand auf den Rasen, wo er sich im Handumdrehen der Kleider bis aufs Hemd entledigt, springt über das Pörtlein zum See herunter und gleitet schon vor den Augen des ohnmächtigen Polizisten, wie ein weisses Seeungeheuer, mit langen Armen und Beinen rudernd durch die Wogen, um dann am Bürgen bei Kehrsiten glücklich das Land zu gewinnen. - Eine Prachtsleistung! Hatte er doch einen «Seeweg» von über sechs Kilometer schwimmend zurückgelegt. Aus solchem Holz war der Jösti Wisel geschnitzt. Volle fünfzig Jahre nach dem Napoleonischen Feldzug hat ihn der Tod, dem er in Russlands Steppen so oft ins Auge geschaut, zur grossen Armee abberufen. Terum tum tum!»
Wenn dieser Jösti Wisel oder auch nur Wisel genannt den Napoleonischen Feldzug nach Russland mitgemacht hat und erst 50 Jahre später verstorben ist, kann es sich nur handeln um den Alois Hofer (7.35.1) *1787 +1865. Wahrscheinlich hat man diesen Alois «Jösti Wisel» genannt nach seinem Grossvater Jost (5.12.2) oder nach dem Bruder des Grossvaters Jost Alois (5.12.4), beide ab der Burgmatte.
Der «Cetera-Wisu»
Dieser ist identisch mit dem oben genannten Alois Hofer (7.35.1), weil die folgenden Geschichten teilweise mit dem Abschnitt aus Fridolins Tagebuch übereinstimmen. So hat Sebastian Hofer (10.7.11) 1992 erzählt von diesem «Cetera-Wisu». Der habe auf der Angelfluh-Ost gewohnt. Zeitweise habe er auch in einer kleinen Scheune oben in der Hochrüti gehaust. Sebastian Hofers Grossvater, Josef Hofer-Scherrer *1823 +1900 (8.51.1) auf der Ewigkeit habe diesen Alois noch persönlich gekannt.
«Der Cetera-Wisu, ein unsteter und wenig Vertrauen erweckender Geselle soll in jüngeren Jahren Söldner gewesen sein, im Elsass gedient und eine gewisse Zeit in Strassburg verbracht haben. Aus dem Dienst sei er jedoch mehrmals mit einem grösseren Soldbetrag in der Tasche davongelaufen und nach Hause zurückgekehrt. Hier wurde er dann von den Landjägern aufgegriffen und wegen Fahnenflucht gefangen genommen.
Als wieder einmal ein oder zwei Landjäger auf die Angelfluh kamen, um den Cetera-Wisu zu verhaften, hatte er hunderterlei Ausflüchte, um die Gefangennahme aufzuschieben und sich aus dem Staub zu machen. Aber es nützte alles nichts. Auf dem Weg nach Luzern, der von der Angelfluh damals übers Meggenhorn führte, gelang es ihm die Landjäger zu überlisten und zu fliehen.
Etwas später erfuhren die Polizisten, dass der Cetera-Wisu wieder zuhause auf der Angelfluh sei. Gegen Abend suchten sie ihn auf mit der Absicht, ihn erneut abzuführen. Er konnte jedoch seine Verhaftung -abermals mit hundert Ausreden- bis zum nächsten Morgen aufschieben und durfte unter der Aufsicht eines Wachmanns in einer Kammer im Haus auf Angelfluh übernachten. Nachts verstopfte der Wisu am Feuersteingewehr seines Bewachers die Öffnung mit einem Holzsplitter, packte ein kleines Bündel und stieg zum Fenster hinaus. Als der Landjäger dessen Flucht bemerkte, lud er sein Gewehr und wollte einen Warnschuss abgeben – natürlich ohne Erfolg. Wisu hatte längst das Weite gesucht, und man erzählt, er sei von der Angelfluh bei noch halbem Nachtdunkel über den See nach Kehrsiten geschwommen. Ob man ihn später doch noch erwischt hat, weiss niemand. Eine weitere Geschichte machte die Runde, wonach Wisu in Strassburg nach einem Ausreissversuch von Soldaten verfolgt wurde. In seiner Not kroch er in eine enge Abwasserfassung und versteckte sich in der nächsten Biegung. Die Soldaten konnten ihn nicht mehr sehen und auch die Schüsse, die sie in den Schacht feuerten, trafen Wisu nicht. Nachdem die Soldaten abgezogen waren, kroch Wisu hervor und setzte seine Flucht fort.
Ein anderes Mal zu Hause hatte Wisu eine Auseinandersetzung mit den Leuten vom Lettenhof. Jemand musste ihn beleidigt haben, vielleicht indem er Gerüchte über Wisu in Umlauf gebracht hatte. Zu jener Zeit -wahrscheinlich vor 1830, da die Strasse über das Megger Oberland erst etwa 1833 gebaut wurde und vorher alle Waren per Schiff übers Wasser transportiert wurden- fuhren die Leute vom Lettenhof mit einem Ruderboot nach Luzern, wo sie Most, Obst und Gemüse auf den Markt brachten. Als nun die Mannschaft vom Lettenhof wieder einmal an der Angelfluh vorbei nach Luzern ruderte, lauerte der Cetera-Wisu am Ufer und rief und winkte sie an Land. Die Ruderer erkannten ihn, sahen, dass er eine Steinschleuder bereit machte und folgten schliesslich seinen eindringlicher werdenden Aufforderungen, offenbar auch eingeschüchtert durch seine Treffsicherheit. Am Ufer haben sie die Angelegenheit gütlich geregelt und die Leute vom Lettenhof durften weiter rudern.

Kaspar Josef Hofer (8.11.1) *1798 bis +1843

Kriegsgerichtliches Verfahren gegen Kaspar Josef Hofer, Kanonier, wegen Diebstahl
Staatsarchiv Luzern vom 16.06.1821 Nr. 202 XK 10C
Seine Eltern, Vater Melk Hofer (7.16.2) ab dem Hof Ewigkeit und Mutter Anna Maria geb. Sigrist waren bereits verstorben, als Kaspar mit 23 Jahren vor Gericht kam. Von seinen sieben Geschwistern lebten 1821 noch zwei Schwestern und zwei Brüder.
Der Diebstahl habe sich während der Schildwache ereignet. Kaspar habe aus einem offenen Zelt 7 neue seidene Halstücher, 12 weisse baumwollene Kappen, mehrere andere Halstücher und Geld gestohlen und in seinen Tornister verpackt. Die weissen Kappen habe er in ganz heiterblauem Papier eingewickelt. Die 6 schwarzen Halstücher hätten rote Streifen gehabt und 4-5 weitere hätten blaue und rote Streifen gehabt.
Kaspar Hofer wurde zu 8 Jahren Kettenhaft verurteilt als abschreckende Warnung.

Niklaus Franz Leodegar Hofer (7.28.1) *1807 bis +1886

Zu seiner Familie
Vater: Franz Karl *1753 +1838 (6.18.11).
Mutter: 1806 heiratete Maria Anna Stadelmann *1768 +1836 den Franz Karl. Dieser konnte 1807 den Hof Kurzenfohren von seinem Bruder Leonz Jost Theodor *1760 +1838 (6.18.14) kaufen und bewirtschaften. Der Grossvater von Niklaus Franz Leodegar war Niklaus Hofer *1708 *1781 (5.12.1) auf Angelfluh. Niklaus Franz Leodegar hatte nur einen Bruder, nämlich Josef Franz *1810 +1886 (7.28.2). Dieser war Uhrmacher in Meggen. 1841 heiratete Josef Franz Magdalena Camenzind. Mit Magdalena hatte er 4 Kinder, das vierte ein namenloses Mädchen *1849 als Totgeburt oder unter der Geburt verstorben oder kurz darauf. Weil die Mutter ebenfalls 1849 verstarb, muss man annehmen, dass sie unter der Geburt oder im Wochenbett verstarb. Der Vater heiratete 1853 in zweiter Ehe Barbara Schnyder *1829 +1913, mit der er nochmals 14 Kinder hatte. Der Dichter Fridolin Hofer *1861 +1940 (8.67.11) stammt aus dieser Familie wie auch Jost Bernhard Hofer *1868 +1934 (8.67.17), der zunächst in Eschenbach einen Bauernhof betrieb und 1907 den Hof Ludigen in Römerswil erwarb, wo schliesslich auch er Dichter Fridolin Hofer sesshaft wurde.
Zum Stammbaum
Niklaus Hofer, Pfarrer von Winikon, hat um 1855 ein erstes Stammbaumbüchlein verfasst und konnte sich dabei auf den Bruder seines Vaters, Leonz *1760 +1838 (6.18.14) stützen, der bereits einige Notizen zum Stammbaum der Hofer von Meggen gemacht hatte. Eine ausführliche Würdigung zur Arbeit von Pfarrer Niklaus befindet sich in der Rubrik Stammbaum.
Zu seinem Leben
Niklaus wuchs in Meggen auf dem Hof Kurzenfohren auf und besuchte die Schulen in Meggen. Von 1823 bis 1832 studierte er an der Höheren Lehranstalt in Luzern, je zwei Klassen Syntax, Rhetorik und Philosophie, anschliessend vier Jahre Theologie, wobei er das erste repetierte. Von Haus aus war Niklaus finanziell nicht auf Rosen gebettet. Deshalb hat ihm der Erziehungsrat alljährlich ein halbes Stipendium von 50 Gulden zugesprochen. 1825 stand in der Verfügung für das halbe Stipendium: «Hofer muss sich fleissig anstrengen, um höher zu steigen; nur so erhält er das Stipendium». Mit sechs weiteren Kursgenossen legte er am 20. August 1832 das Admissionsexamen ab. Am 22. September 1832 weihte ihn der Nuntius in der Kathedrale zu Solothurn zugleich zum Diakon und zum Priester.
Seinen ersten Posten als Seelsorger bekam Niklaus in Römerswil, wo er dem greisen Pfarrer als Vikar zugeteilt wurde. Der bischöfliche Kommissär Waldis bezeichnete Vikar Hofer als untauglich, den Pfarrer von Römerswil zu ersetzen. Im Februar 1836 schrieb Kommissär Waldis in einem Brief an Bischof Salzmann: «Dass auch die Regierung den Vikar Hofer nicht als Pfarrverweser will, daran ist Hofer selber schuld. Er ist ein wütender Parteimann, der die roten Kalender verbrennt, den Waldstätterboten von Haus zu Haus trägt und vorliest und über all dieses die Unklugheit hat, über die Regierung zu schmähen, wie er sich dann auch geäussert hat, von der gegenwärtigen Regierung erwarte und wolle er kein Brot. Wie leicht zu denken, ist denn auch in Römerswil, je nachdem die Partei eine Farbe trägt, die einte für, die andere gegen Hofer. Erfahrung wird aber, wie ich hoffe, auch diesen jungen Geistlichen klüger machen.» (Anmerkung: die Schwarzen waren damals im Kanton Luzern die Liberalen, die roten die Konservativen und der Waldstätterbote das konservative Parteiorgan.)
So musste Niklaus wechseln nach Ettiswil, wo er zum Kaplan avancierte. 1839 bestand er in Luzern die «Kompetenzprüfung» -das Pfarrexamen-, auf vier Jahre, 1844 «auf lebenslang». Im März 1841 musste sich Kaplan Niklaus wegen Umtrieben bei der Erneuerungswahl des Kirchenrates von Ettiswil bei der Regierung verantworten. Am 19. Dezember 1845 wählte ihn der Regierungsrat des Kantons Luzern aus vier Bewerbern zum Pfarrer von Winikon.
Wie mancher andere Geistliche nahm Pfarrer Niklaus Hofer als Feldprediger am Sonderbundskrieg teil. Am 21. November 1847 verliess er daher seine Pfarrei und kehrte erst am 30. November wieder dahin zurück. Fast von der Stunde an liess ihn der Winikoner Gemeinderat im Pfarrhaus bewachen, weil er sich «aufreizender Reden bediente». Pfarrer Hofer wurde vom Statthalteramt Sursee verhaftet. Darauf kam er zu den Kapuzinern aufs Wesemlin nach Luzern; später setzte ihn die Staatsanwaltschaft im ehemaligen Franziskanerkloster wochenlang in Haft. Sowohl das luzernische Bezirksgericht als auch das durch Appellation angerufene Obergericht verurteilten Pfarrer Hofer, erklärten ihn der Aufreizung und vorsätzlichen Amtspflichtverletzung schuldig und setzten ihn von einem Posten ab. Kirchlicherseits akzeptierte man in diesem wie auch in anderen Fällen die Verurteilung durch die weltlichen Instanzen nicht. So blieb Niklaus Hofer de iure bis anfangs 1864 Pfarrer von Winikon. Erst Bischof Lachat gelang es, Niklaus Hofer in einem Brief vom Dezember 1863 zu überzeugen, freiwillig auf das Amt als Pfarrer von Winikon zu verzichten. In einem Antwortbrief an den Bischof vom 2. Januar 1864 bescheinigte Pfarrer Niklaus eigenhändig, «dass er auf die Pfarrstelle von Winikon, auf die er im Januar 1846 kanonisch vom bischöflichen Ordinariat instituiert worden sei und die er nach kirchlichem Recht stets noch innehabe, auf eigenen Antrieb verzichte…»
Von 1852 bis 1867 wirkte Niklaus Hofer als Pfarrhelfer von St. Leodegar in Luzern. In den ersten Jahren war er allerdings nur provisorisch eingesetzt. Später versah er daselbst bis zu seinem Tode am 26. Januar 1886 die Stelle als Stiftskaplan.
(Informationen aus «Luzerner Geistliche im Spiegel politischer Prozesse in der Regenerations- und Sonderbundszeit» von Franz Hurni, Universitätsverlag Freiburg, Schweiz)

Fridolin Hofer (8.67.11) *1861 bis +1940

Dichter und Lyriker.
Siehe auch den ausführlichen Artikel mit diesem Link

Anna Barbara Hofer (9.89.1) *1872 bis +1944

Die älteste Schwester von Jost, Anna Barbara *1872 +1944 (9.89.1) und der zweitjüngste Bruder Ulrich *1885 +1931 (9.89.7) arbeiteten beim Obst- und Gemüsegeschäft der Geschwister Suter «Unter der Egg» in Luzern und konnten später das Geschäft übernehmen. Ulrich Hofer heiratete 1909 Anna Durrer. Mit 60 Jahren löste sich Anna Barbara aus dem Geschäft. Sie übernahm 1932 den Haushalt für ihren Bruder und Stadtkaplan bis zu ihrem Tod 1944.

Jost Hofer (9.89.5) *1881 bis +1978 (Stadtkaplan zu St. Peter in Luzern)

Die Eltern von Jost waren Josef Hofer *1839 +1908 (8.69.5) und Barbara Zimmermann *1852 +1918. Dieser Josef stammte von der Angelfluh-Ost wie auch sein Bruder Alois (8.69.2). Alois und Josef kauften 1863 das halbe Burgweidli und verkauften das ganze Burgweidli 1866. 1870 kauften die beiden einen Anteil an Kurzenfohren. 1883 verkauften sie diesen Anteil und erwarben die Scheidegg. 1884 verkauften sie die Scheidegg und kauften den Hintertannenboden. Alois, der ledig blieb, verkaufte sein Miteigentum später an seinen Bruder. Das Ehepaar Josef und Barbara hatte acht Kinder, drei Mädchen und fünf Knaben. Jost war das fünfte von 8 Kindern. In Meggen besuchte Jost die Primarschule, dann das Gymnasium an der Kantonsschule Luzern. Für den Weg an die Kanti zu Fuss jeweils am Morgen und am Abend brauchte er etwa eine Stunde, zu jeder Jahreszeit und acht Jahre lang. Nach dem Gymnasium besuchte er das Priesterseminar St. Beat in Luzern. Es war ja sein Wunsch, Priester zu werden. Weitere Studien absolvierte Jost in Innsbruck und in München.
Jost Hofer feierte seine Primiz im Jahre 1907 und wurde danach Pfarrhelfer im Hof zu Luzern.1914 übernahm er die Leitung des katholischen Jünglingsheim am St. Karliquai in Luzern. Von 1925 bis 1932 war er wiederum als Pfarrhelfer im Hof tätig. Er war Präses des städtischen Arbeitervereins und des Missionsvereins der Stadt Luzern. Er war auch Mitglied im Zentralvorstand des schweizerischen missionsärztlichen Vereins. Jost gab auch unzähligen Klassen der Volksschule in Luzern Religionsunterricht über viele Jahre, sodass sich heute noch ältere Leute daran erinnern.
1932 wählte die Stadtregierung Jost zum Stadtkaplan in der Kapelle zu St. Peter. Die Wohnung an der Furrengasse 9 gehört als Pfrund zur Stadtkaplanei. Von dort hatte Jost einen wunderbaren Blick auf die Reuss und die Berge. Die Berge liebte er über alles und unternahm viele Bergwanderungen im In- und Ausland. Mit seinem Fernrohr betrachtete er die Gestirne und bewunderte den Kosmos. Die Natur war seine treue Begleiterin. Er staunte über die Wunder der Schöpfung. Aus ihr schöpfte er Kraft für sein universelles, seelsorgerisches, schulisches, soziales, missionarisches und ganzheitlich menschliches Tätigkeitsfeld.
Jost Hofer unternahm auch viele Reisen in ferne Länder, so das Heilige Land und Ägypten, Sizilien mit Bergtouren auf den Ätna, Gletscherwanderungen in Norwegen. Jost reiste nach England, nach Rom, nach Griechenland, Spanien und Portugal. 1932 verstarb allzu früh sein Bruder Johann (9.89.6). Seine sieben Kinder waren noch nicht volljährig. Jost übernahm die Vormundschaft über die sieben Kinder und ermöglichte so, dass die Mutter mit ihren Kindern auf dem Hof bleiben konnten. Die Mutter und ihre Kinder bewirtschafteten den Hof weiter. So war auch Jost sehr mit dem Tannenboden verbunden und man konnte ihn oft dort antreffen. So weiss Joseph (11.50.1) zu erzählen, «dass sein Grossonkel Jost immer wieder spontan auf dem Tannenboden zu Besuch gekommen sei. Zusammen mit ein oder zwei Freunden hatte er Wanderungen unternommen und richtete es jeweils so ein, dass er zum Zobig auf dem Tannenboden ankam. Meine Mutter geriet dabei etwas aus dem Häuschen. Aus ihrer Sicht waren das immer sehr vornehme Herren, die da hereinschneiten. Dann wurde das schöne Teeservice hervorgeholt und die Gäste mit Tee, saurem Most, Käse und Brot bewirtet. Und wenn er sich vorher angemeldet hatte, gab es sicher noch Aufschnitt. Für uns Kinder waren diese Besuche immer ein tolles Ereignis. Onkel Jost war immer zu Spässen aufgelegt und wusste wunderliche Geschichten und Witze zu erzählen.»
Als Ursprung der Familienforschung der Hofer von Meggen gilt die Chronik von Niklaus Hofer *1807 +1886 (7.28.1). Diese Chronik gelangte zum Kaplan Jost. Dieser führte die Ahnenforschung weiter und konnte so den Stammbaum ergänzen und fortführen. In seiner Zeit als Pfarrhelfer im Hof hatte er auch Zugang zu den Büchern zur Taufe, zu Heirat und zu den Sterbebüchern im Hof. Dem Familienforscher Josef Wocher-Wey gab er den Auftrag, den Ursprung des Geschlechts der Hofer von Meggen zu erforschen. Dieser forschte vor allem im Staatsarchiv Luzern in den Bürgerbüchern, Hintersässenbücher, in den Ratsprotokollen und Akten der Landvogtei Neu Habsburg, zum Fischereiwesen und den Personalia Hofer. 1951 gab er dem Kaplan Jost seine Arbeit ab mit einer Rechnung für seine Bemühungen von Fr. 169.-!
Jost lud mehrmals verschiedene Hofer zu sich nach Hause, um den Stammbaum nach den Erkenntnissen von Wocher-Wey fortzuführen. Dazu brauchte er die Angaben der verschiedenen Familien ab den Hofer Höfen und Fischereibetrieben. So fand eine erste Begegnung schon 1950 in der alten Kaplanei an der Reuss statt, wobei Fridolin, ehemaliger Gemeindeschreiber von Schüpfheim, Alois und Sebastian Hofer als Fischermeister von Meggen, die Vettern vom Hobacher -Rudolf und Leo-, sowie Otto, Rösli und Marcel Hofer von Luzern. Grössere Zusammenkünfte fanden ab 1987 statt. Drei Dokumente «in memoria Jost Hofer 1881-1978», «in memoriam Jost Hofer, Stadtkaplan» und ein Artikel eines Freundes zum 80. Geburtstag von H.H. Stadtkaplan Jost Hofer» gehen ins Archiv.
Dieser Lebenslauf entstand aus den Akten und den Erinnerungen von Joseph Hofer (11.50.1)
GH 02.02.2021

Waisen und Halbwaisen um 1845

Im Stammbaum findet man die Familie des Josef Jakob Johann Baptist Hofer *1789 +1840 (7.25.3), im Jahr 1827 (?) verheiratet mit Anna Maria Hofer. Die Familie hatte acht Kinder, geboren zwischen 1824 und 1840, wobei Anna und Clemenzia nur 1-2 Jahre alt wurden. Beim Hinschied des Vaters mit 51 Jahren waren die sechs Kinder noch nicht volljährig.
Im Stammbaum findet man eine weitere Familie Josef Hofer *1792 +1845 (7.26.4) auf Oberbenzeholz, im Jahre 1826 verheiratet mit Verena März. Die Familie hatte ebenfalls acht Kinder, geboren zwischen 1827 und 1839, wobei das letzte Kind bei der Geburt starb oder tot geboren wurde und das zweitjüngste nur drei Jahre alt wurde. Beim Hinschied des Vaters mit 53 Jahren waren die sechs Kinder noch nicht volljährig.
Die Ausdrücke «Waisenamt und Waisenvogt» stammen aus dem Mittelalter. Das Wort Munt bedeutet Schutz, also ist der Vormund verantwortlich für den Schutz seines Mündels als Schutzbedürftiger. In den Dokumenten kommen auch die Begriffe «advocatus, Tutor und Curator» vor. Dem Begriff Vogt liegt der lateinische advocatus zu Grunde. Das Mündel wird im lateinischen pupillus genannt. Halbwaisen, Vollwaisen, die ledigen Frauen und die Witwen bekamen einen Vogt, später Vormund oder auch Beistand (Bystand) genannt. Aber auch Personen, die psychisch krank waren oder delinquierten, bekamen vom zuständigen Rat einen Vogt, ab 1800 in der Schweiz von der zuständigen Gemeindebehörde. Die Ausdrücke Vormund und Vormundschaftsbehörde sind im ZGB von 1912 verankert. Ab 2013 ist die Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) des Kantons zuständig, jedoch nicht mehr für alle oben genannten Lebensarten.
Aus den Protokollen der Megger Gemeinderatssitzungen um 1845 kann man entnehmen, dass fast immer männliche Verwandte die Aufgaben eines Vogtes über Waisen oder Halbwaisen zugewiesen bekamen. Das entspricht uraltem germanischen Recht.
Beispiele:
Der Anna Maria Hofer (7.31.7), Tochter des Leonz Jost Theodor Hofer (6.18.14), erblich in Rothenburg, wird Sebastian Hofer (7.26.5) als Vogt bestellt. Sebastian Hofer (7.26.5) ist ebenfalls Vogt der Maria Anna Sigrist. Das ist wahrscheinlich die Witwe des Jakob Hofer (6.18.9), sodass ihr Sohn als ihr Vogt amtet. Der Gemeinderat beschliesst, über die Hinterlassenschaft des 1845 verstorbenen Josef Hofer (7.26.4) ein Inventar zu erstellen und den sechs Halbwaisen einen Vogt zu bestellen. So kann der ledige Bruder des Verstorbenen, Sebastian Hofer (7.26.5) Josefs Anteile am Oberbenzeholz erwerben und gleichzeitig als Vogt für einige der sechs Halbwaisen amten. Dokumentiert findet sich in einem Protokoll von 1845 Sebastian als Vogt der Verena Hofer (8.53.5) und Walther Hofer (7.23.8) als Vogt des Jakob (8.53.2) und Ulrich Hofer (7.24.2) ab Unterrotmatt als Vogt der Aloisia (8.45.3). Schliesslich ist ja in der Hofer Chronik beim Hof Benzeholz beschrieben, dass 1845 Sebastian den Anteil seines verstorbenen Bruders Josef mit Bewilligung des Waisenamtes übernehmen konnte.